Die Verbraucherzentrale NRW warnt Anleger vor dubiosen Kauf- und Umtauschangeboten für Anteile von Offenen Immobilienfonds.
Viele Offene Immobilienfonds befinden sich in der Dauerkrise. Etliche Fonds nehmen zum Teil seit Jahren keine Anteile mehr zurück. In den vergangenen Wochen kündigten drei Gesellschaften sogar die Auflösung ihrer Fonds an. Die Folge: Hunderttausende Privatanleger bangen derzeit um ihr Geld. Doch es gibt auch Profiteure: Einige Firmen nutzen die Angst der Anleger, um ihnen zweifelhafte Angebote zum Kauf oder Umtausch von Anteilen an vorübergehend oder dauerhaft geschlossenen Offenen Immobilienfonds zu unterbreiten.
Jüngstes Beispiel: Die GE & F Capital UG bietet im Zuge eines über den elektronischen Bundesanzeiger veröffentlichten Angebotes „39 Euro je Fondsanteil“ des Degi Europa. Das liegt deutlich über dem derzeit erzielbaren Preis für die Anteile, die momentan nur über die Börse gehandelt und nicht an die Fondsgesellschaft zurückgegeben werden können. Ein Blick auf Internetseite von GE & F Capital offenbart jedoch: Die 39 Euro sollen keineswegs in bar an die Fondsanleger fließen. Jeweils ein Anteil des Degi Europa soll vielmehr in 10 Aktien einer SPV AG & Co. KGaA umgetauscht werden. Weil jede Aktie mit 3,90 Euro berechnet wird, ergibt sich der Angebotswert von 39 Euro je Anteil.
Weitere Haken: Die Aktien sind nicht börsennotiert und können daher nicht ohne Weiteres verkauft werden. Auch ob der versprochene Wert der Aktien realistisch ist, können Anleger nicht überprüfen. Die SPV AG & Co. KGaA will ihrem letzten Geschäftsbericht zufolge mit dem Betreiben eines Edelmetall-Shops und der Verwaltung des eigenen, vorwiegend in Gold und Silber angelegten Vermögens, Gewinne erwirtschaften. In den beiden vergangenen Geschäftsjahren ist das allerdings nicht gelungen – das Unternehmen machte Verluste.
Mit Angeboten solchen Kalibers werden Immobilienfonds-Anleger immer wieder behelligt. Meist stecken Drei-Buchstaben-Unternehmen dahinter wie etwa die GES Beteiligungen UG, die P8B UG oder die E&R Vermögensverwaltungs UG. Deren Offerten folgten dem gleichen Muster: Entweder wurde eine Bar-Abfindung geboten, die deutlich unter dem erzielbaren Börsenkurs lag – wohl in der Hoffnung, dass wenig Informierte zugreifen und den aufkaufenden Unternehmen einen schnellen Gewinn ermöglichen. Oder die Fondsanleger erhielten Angebote zum Umtausch ihrer Anteile in nicht börsennotierte Aktien fragwürdiger Gesellschaften.
Deshalb gilt der Rat von Dr. Annabel Oelmann, Finanzexpertin der Verbraucherzentrale NRW.: „Wer derzeit mit Offenen Immobilienfonds schlechte Erfahrungen macht, sollte solchen Angeboten mit großer Vorsicht begegnen. Es droht, dass man vom Regen in die Traufe kommt.“
Nach wie vor hätten Anleger, deren Geld in Offenen Immobilienfonds feststeckt, die keine Anteile mehr zurücknehmen, nur zwei seriöse Möglichkeiten: die Anteile behalten oder über die Börse verkaufen – allerdings mit einem Abschlag zum offiziellen, von den Fondsgesellschaften festgelegten Kurs. „Wer unsicher ist, was für ihn die richtige Entscheidung ist, sollte eine unabhängige Beratung in Anspruch nehmen“, rät Dr. Annabel Oelmann.
Quelle: Verbraucherzentrale NRW