Worte eines Kollegen aus der Redaktion zum Nobelpreis. Ich finde es schwierig für einen globalen Frieden auf Dauer andere Kulturen stets auf unsere Wertvorstellungen trimmen zu wollen.
China hat eine andere Mentalität und Geschichte. Das Land hat sich stark zu westlichen und kapitalistischen Anschauungen gewandelt und hat zum Beispiel die USA überholt in Wachstum und Moderne, die immer noch Menschen totspritzen, erhängen und elektrisiert in das Nirvana schicken, was mit unseren „zivilisierten“ Vorstellungen hier in Europa auch nicht vereinbar ist. Wir sagen da auch nicht viel Kritisches zu, und irgendwie auch zu Recht. Wenn wir gegen die Inhaftierung eines Dissidenten protestieren ist das legitim, wenn wir einen chinesischen Dissidenten, der seine Führung heftigst in Zweifel stellt mit einem Friedensnobelpreis auszeichen, ist das eine Provokation sondergleichen und gerade wenn die Bande noch „zart“ ist zwischen verschiedenen Kulturkreisen, sollte man seinem gegenüber nicht derart brüskierend und beleidigend begegnen. Wir brauchen uns über weitere Distanzierung auch nicht weiter wundern zu diesem führenden Land in unserer Vorgehensweise. Das hilft einer Annäherung, auch in den Wertevorstellungen nicht.
Das empfinde ich, und ich will das Vorgehen gegen Herrn Lu Xiaobo keinesfalls gut heißen. China hat noch viele Hausaufgaben zu machen, wir aber auch. Wir wollen diese konträre Meinung einmal zur Diskussion stellen.