Betrugsvorwürfe bei Hedge-Fonds
von Elisabeth Atzler und Tobias Bayer

Deutschland hat womöglich seinen ersten Hedge-Fonds-Skandal. Die Staatsanwaltschaft Würzburg hat Ermittlungen gegen die Fondsgesellschaft K1 aus Aschaffenburg und ihren Gründer Helmut Kiener eingeleitet. „Es geht um die Vorwürfe der Untreue und des Betrugs“, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. „Er richtet sich gegen die Verantwortlichen des Fonds, darunter auch Kiener.“ In den nächsten Tagen könnte es Details geben, hieß es weiter.

Kiener soll internationalen Banken wie Barclays, JP Morgan Chase und BNP Paribas Verluste in Höhe von 400 Millionen Euro eingebrockt haben. Dabei soll der 50-jährige studierte Psychologe und Sozialwissenschaftler durch ein Netzwerk an Tochterfirmen sein Vermögen größer dargestellt haben, als es tatsächlich war, um von Banken mehr Kredit zu bekommen. Für JP Morgan Chase handelt es sich um eine Altlast von Bear Stearns. Das Brokerhaus flüchtete sich im März 2008 zu JP Morgan Chase, um einem Kollaps zu entgehen. Kiener war für eine Stellungnahme zuerst nicht erreichbar.

Fall weist eine Besonderheit auf
Die gesamte Hedge-Fonds-Branche kommt aus den negativen Schlagzeilen nicht heraus. Erst kam der milliardenschwere Betrug von Bernard Madoff ans Licht, der über Jahrzehnte ein Schnellballsystem betrieben hatte und jüngst zu 150 Jahren Haft verurteilt wurde. Aktuell steht Galleon-Gründer Raj Rajaratnam im Fokus der Öffentlichkeit. Ihm wird vorgeworfen, sich mit Insiderinformationen Handelsvorteile verschafft zu haben. Mehrere Mitarbeiter von Silicon-Valley-Firmen sind angeblich involviert. Selbst der frühere AMD-Chef Hector Ruiz soll laut US-Medienberichten in den Skandal verwickelt sein. Ruiz wird nicht beschuldigt.

Der Fall ist nicht nur aus deutscher Sicht eine Besonderheit. So gilt es als ausgesprochen ungewöhnlich, dass ein Hedge-Fonds die Banken, die ihm als Prime Broker Geld leihen, betrügt. „Das ist eine absolute Ausnahme“, sagte Werner Goricki, Managing Director beim Investmentberater Prime Capital. „Die Banken – genauso wie die Investoren – prüfen Hedge-Fonds vor Ort, auch die Unterlagen.“ Normalerweise dürfe so etwas nicht passieren.

Angeboten wurden Genusscheine und ein Zertifikat

Nach FTD.de-Informationen verwaltete die K1 Group zuletzt gut 600 Millionen Euro in zwei Fonds. Dabei handelt es sich um zwei Dach-Hedge-Fonds, die ihrerseits in insgesamt rund 70 Einzel-Hedge-Fonds investieren. Die Rendite der beiden K1-Fonds soll 2008 je bei etwa minus neun Prozent gelegen haben und seit Anfang 2009 bei rund plus 14 Prozent.

Geld von Anlegern wirbt K1 sowohl über Genusscheine als auch über ein Zertifikat ein. Die britische Bank Barclays – also eines der vom K1 geprellten Institute – hatte eines der Zertifikate aufgesetzt, wie aus einem Zertifikateprospekt im Internet hervorgeht. Laut einem K1-Insider stammen die Anlegergelder aus Deutschland, aber unter anderem auch aus Österreich, der Schweiz sowie asiatischen Ländern. Sowohl private als auch professionelle Investoren haben demnach angelegt.

Banken sollen Kredite gekündigt haben

Dem K1-Insider zufolge hätten Banken Anfang dieses Jahres ihre Kredite gekündigt und das Geld zurückverlangt. Die Gesellschaft habe daraufhin keine neuen Kreditgeber gefunden. K1 kann durch die Kredite mit deutlich mehr Geld operieren, als der Fonds eigentlich von seinen Anlegern eingesammelt hat. Viele Hedge-Fonds erhöhen ihren Einsatz durch solche Kredithebel, allerdings tun das in der Regel Einzel-Hedge-Fonds, weniger aber Dach-Hedge-Fonds wie K1.

Was ihm negativ auffalle sei, dass K1 zumindest einen Fonds auf den British Virgin Islands aufgelegt hat, sagte ein deutscher Branchenkenner. Die Aufsicht auf den British Virgin Islands gilt als lax. „Da können Sie und ich auch einfach einen Fonds starten.“

BÖRSE ONLINE hatte 2001 vor K1 gewarnt.

Quelle: Graumarktibfo